NaturFreunde: Russische Atompolitik hat aus Tschernobyl nichts gelernt

Die russische Regierung plant den Neubau von 21 Atomreaktoren bis zum Jahr 2030. Jährlich sollen mehr als 23 Milliarden Rubel in die neuen Meiler investiert werden. Die Gesamtausgaben für das russische Atomprogramm liegen im Jahr bei mehr als 60 Milliarden Rubel. Die russische Atompolitik hat aus Tschernobyl nichts gelernt, meint Uwe Hicksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands.

Die neuen Atomreaktoren werden in Zusammenarbeit mit dem staatlichen russischen Atomkonzern Rosatom in Nischni Nowgorod, Tatarstan, Belojarsk, Sveresk bei Tomsk, Kasli und in Kostroma gebaut. Darüber hinaus sieht der Plan vor, alte Atomreaktoren in Kursk, Smolensk und auf der Halbinsel Kola stillzulegen und durch neue Anlagen zu ersetzen. Die neuen AKW sind sogenannte „Generation III+“ und „WWER-1200“-Reaktoren. Bei diesen Reaktoren handelt es sich um weiterentwickelte Leichtwasserreaktoren. Die russische Regierung plant zudem langfristig sogenannte „Schnelle Reaktoren“ vom Typ „Generation IV“ und „BN-1200“ zu bauen. Im Rahmen ihres aktuellen Atomprogramms sollen einer dieser Reaktoren in Belojarsk und zwei in Kasli gebaut werden.

Mit dem Ausbau des heimischen Nuklearparks will Russland auch die Atomtechnologie-Exporte erhöhen. Die importierenden Länder müssen sich dabei allerdings jahrzehntelang an russische Vertragspartner binden – und nehmen sich so die Möglichkeit, eine eigene erneuerbare und dezentrale Energieversorgung aufzubauen.

„Durch die unsachgemäße Lagerung von Atommüll sind große russische Gebiete radioaktiv verseucht, so Hicksch. „Russland hat – wie alle anderen Atomstaaten auch – keinerlei Strategie für eine einigermaßen sichere Lagerung des Atommülls. Trotzdem wird weiter auf Atomkraft gesetzt.“

Die NaturFreunde Deutschlands halten die russischen Atompläne für energie- wie auch umweltpolitischen Wahnsinn. Gemeinsam mit russischen Anti-Atom-Aktiven engagieren sich die NaturFreunde gegen diese unverantwortliche Atompolitik und setzen dabei auf eine stärkere Vernetzung der Initiativen in Deutschland und den Staaten Mittel- und Osteuropas.

Quelle: PE naturfreunde.de, 23.12.2013