Kein Atomprogramm in Tschechien!

Tschechien hat ein neues Energiekonzept entwickelt und plant einen drastischen Ausbau der Atomkraft statt erneuerbarer Energien als Ersatz für die Kohle. Noch bis zum 18. März können auch in deutscher Sprache Einwendungen erhoben werden.

Derzeit haben alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland die Möglichkeit, gegen das Energiekonzept im Rahmen des grenzüberschreitenden Strategischen Umweltprüfverfahrens (SUP) Stellung zu beziehen. Das Umweltinstitut München hat dafür eine Mustereinwendung erstellt, die individuell abgeändert werden kann.

Das vorliegende aktuelle tschechische Energiekonzept gibt als erklärtes Ziel aus, zuverlässige, sichere und umweltschonende Energielieferungen sowohl für den Bedarf der Bevölkerung als auch der Wirtschaft zu wettbewerbsfähigen und akzeptablen Preisen zur Verfügung zu stellen. Der Plan ist, die tschechische Stromproduktion von Kohle auf Atomkraft umzustellen. Dies bedeutet nicht nur Neubauten von Atomkraftwerken an den bestehenden Standorten Dukovany und Temelín, sondern es sollen weitere Standorte geprüft und erschlossen werden, auch nahe an größeren Städten, um die Abwärme der AKWs nutzen zu können. Außerdem soll die Betriebszeit der vier Meiler in Dukovany auf 60 Jahre erhöht werden.

Weil bekannt ist, dass Neubauten von Atomkraftwerken nicht wirtschaftlich sind und zu hohen Strompreisen führen würden, werden im Konzept nachdrücklich Förder-Möglichkeiten gefordert, die von der EU genehmigt werden sollen. Tschechien drängt darauf, dass die EU die Atomkraft als kohlenstoffarme Technologie anerkennt und Subventionsmöglichkeiten doch noch in die neuen EU-Beihilfe-Richtlinien aufgenommen werden, obwohl diese Absicht aufgrund unserer heftigen Proteste im Herbst von der EU zurückgenommen wurde.

Das rückwärtsgewandte Energiekonzept ist unverantwortlich und stellt nicht nur für die tschechische Bevölkerung, sondern auch grenzüberschreitend ein gewaltiges Gefahrenpotenzial dar. Tschernobyl und vor allem Fukushima haben bewiesen, dass Atomkraft auch mit moderner Technik nicht beherrschbar ist.

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Quelle: umweltinstitut.org, 28.02.2014