Aus für Reaktorneubau im tschechischen Temelín
Die umstittenen Ausbaupläne des tschechischen Atomkraftwerks Temelin sind vorerst vom Tisch. Der Staat will den Bau nicht mit einem garantierten Abnahmepreise für Atomstrom subventionieren. Ein Etappensieg, freuen sich Atomkraftgegner.
Gestern hatte die Regierung der Tschechischen Republik beschlossen, dass es für den Ausbau des AKW Temelin keine wie immer geartete Unterstützung durch die öffentliche Hand geben wird. Der Stromkonzern CEZ hat damit jetzt die Ausschreibung für den Bau von zwei weiteren Reaktorblöcken an dem Standort ohne Ergebnis beendet. Eigentlich sollte schon 2016 mit dem Bau begonnen werden, am Ende hatte sich das US-Atomunternehmen Westinghouse unter Beteiligung des russischen Konzerns Atomstromexport und der tschechischen Firma Škoda J.S. durchgesetzt. CEZ hatte allerdings wiederholt betont, dass sich unter den gegebenen Marktbedingungen der Ausbau nicht rechne und folglich nur mit staatlicher Unterstützung möglich sei. Momentan bewegen sich die Strompreise an der Börse auf einem solch niedrigen Niveau, dass sich die geschätzte Investition in Höhe von 12 bis 20 Milliarden Euro möglicherweise gar nicht amortisieren würde.
Das AKW Temelin befindet sich nur 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und ist bekannt für zahlreiche Störfälle. Es handelt sich um eine Kombination aus amerikanischer und russischer Technik – die erhöhte Risiken birgt.
Atomkraftgegner begrüßen nun diesen Etappensieg gegen die Ausbaupläne, allerdings will Tschechien weiter auf Atomkraft setzen. Damit könnte auch Temelin noch eine weitere Chance bekommen.
Auch in England pokern AKW-Konzerne auf staatliche Subventionen: Der Neubau am Standort Hinkley Point soll mithilfe von staatlich zugesicherten Strompreisgarantien ermöglicht werden. Die EU hatte diese Unterstützung eigentlich als unrechtmäßig zurückgewiesen – doch die Diskussion ist damit nicht zu Ende.
- Zehntausende EU-Bürger fordern: Keine weiteren Atomsubventionen!
8. April 2014 – Sollen hohe staatliche Subventionen für Atomkraft erlaubt sein? Über diese Frage muss zurzeit die Europäische Kommission entscheiden. Großbritannien hatte letzen Herbst um die Genehmigung von festgelegten Einspeisevergütungen für Strom aus dem noch in Planung befindlichen Atomkraftwerk Hinkley Point C im Süden des Landes angefragt. Damit sollen dem Betreiber, der Electricité de France (EdF), über 35 Jahre feste Einnahmen garantiert werden, umgerechnet 11 Ct/kWh plus Inflationsausgleich. Zehntausende EU-Bürger fordern nun: Keine weiteren Atomsubventionen!
- England: Milliardensubvention für AKW sind EU-rechtswidrig
6. Februar 2014 – Medien sprechen von einem “gewaltigen Dämpfer” für die britischen AKW-Baupläne am Standort Hinkley Point: die geplante Milliardensubvention durch Preisgaratien für Atomstrom sind mit dem EU-Recht nicht vereinbar.
- Tschechien: Das Aus für den AKW-Neubau Temelin?
6. Februar 2014 – Die umstrittenen Ausbaupläne des tschechischen Atomkraftwerks Temelin haben zwei Dämpfer erhalten: EU und die neue Regierung lehnen eine vom Betreiber geforderte Preisgarantie für Atomstrom ab. Der AKW-Neubau rückt in die Ferne.
- Studie: Atomkraft ist auch in Tschechien nicht selber überlebensfähig
13. Dezember 2013 – Eine Studie tschechischer Analysten zeigt, dass der Ausbau des Atomkraftwerks Temelin unwirtschaftlich ist und die Atomenergie ohne staatliche Förderungen am Ende ist. Der Staat will einen wertgesicherten Strompreis garantieren und für einen Großteil der Investitionssumme bürgen.
Quellen (Auszug): oekonews.at, taz.de, dpa; 10.04.2014