Gorleben: „Ein bisschen“ weniger Endlager – weiße Landkarte behält schwarzen Fleck

Die gute Nachricht: Gorleben wird künftig ein kleines bisschen weniger potentieller Endlager-Standort sein, denn Teile des Salzstocks werden geräumt. Die schlechte Nachricht: die Möglichkeit, dort ein Atommüllendlager für hochradioaktiven Müll einzurichten bleibt weiter bestehen. Es wäre auch eine Verfüllung denkbar gewesen.

Der Salzstock Gorleben soll teilweise geräumt, der bisherige Erkundungsbereich I außer Betrieb genommen werden. Obertägigen Sicherungsanlagen sollen weitgehend zurückgebaut, Bohrungen verfüllt und technische Einrichtungen aus dem Erkundungsbereich 1 entfernt werden. Die Maßnahmen sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre abgeschlossen sein. Die Schächte werden aber weiterhin für ein mögliches Endlager offen gehalten, die Infrastruktur bleibt großteils erhalten. Das sogenannte Erkundungsbergwerk dürfe nicht unbrauchbar gemacht werden, erklärte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth am Dienstag in Lüchow. Damit haben sich der Bund und Niedersachsen auf eine Position geeinigt und kommen so den Vorgaben des Endlagersuchgesetz nach.

Es sei „ein guter Tag für diejenigen, die weiter auf Gorleben setzen“, meint Jochen Stay, Sprecher von ausgestrahlt. Mit dieser Entscheidung, die Gorleben weiter im Rennen um den Endlagerstandort hält, könne es auch künftig keinen fairen Vergleich von Standorten geben: die seit Jahrzehnten bereits geschaffenen Fakten werden eine Rolle spielen und nicht alleine die Frage, welches ein geeigneter Ort für die möglichst sichere Lagerung von Atommüll ist.

Möglich gewesen wäre viel mehr, denn das Bundesamt für Strahlenschutz hatte der Bundesregierung 14 Szenarien vorgeschlagen, wovon eines auch die vollständige Verfüllung des Bergwerks vorsah.

„Dieser auch aus Sicht des Betreibers gangbare Weg wurde von Bund und Land leider nicht eingeschlagen. Somit bleibt Gorleben der Fleck auf der angeblich weißen Landkarte in Sachen Atommüll-Lagerung“, bedauert Stay.

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) spricht von einem neuen „Moratorium“ und ist davon „wenig überrascht“. Sie hatte im Vorfeld bereits vorgeschlagen, die Strecken und Gruben unter Tage sukzessive mit dem über Tage aufgehaldeten Salz zu verfüllen und durch die Evaluation des Standortauswahlgesetzes (StandAG) die rechtlichen Voraussetzungen für den Rückbau bis zur grünen Wiese zu schaffen.

„Gorleben wird also möglicherweise über 15 bis 20 Jahre lang als potentielles Endlager offen gehalten, deshalb kommt bei uns keine rechte Freude auf. Ein bisschen weniger Gorleben reicht uns nicht“, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

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  • Morgen kommt die Erklärung: Wie geht es weiter mit Gorleben?
    28. Juli 2014 – Am morgigen Dienstag wird Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth in Lüchow erklären, welche Entscheidung das Bundesumweltministerium (BMUB) im weiteren Umgang mit dem sogenannten Erkundungsbergwerk Gorleben getroffen hat. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) plädierte – als ersten Schritt – für eine Verfüllung des Erkundungsbereiches I mit dem aufgehaldeten Salz bis hin zu den Schächten.
  • Offenhaltungsbetrieb: Kostengünstige Variante, um Gorleben im Spiel zu belassen
    25. Juni 2014 – Der gesamte Erkundungsbereich I im Salzstock Gorleben wird von allen Betriebseinrichtungen und -anlagen geräumt, Bohrlöcher werden verfüllt und dann so abgesperrt, dass dieser Bereich nicht mehr betreten werden kann. Was im ersten Moment wie eine positive Nachricht klingt, entpuppt sich bei näher Betrachtung als die kostengünstige Variante bei der Offenhaltung Gorlebens als mögliches Atommüllendlager, meinen Atomkraftgegner.
  • Endlagersuche: Gorleben “könnte” rausfallen
    11. April 2014 – Bundesumweltministerin Hendricks will Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager im Verfahren behalten, kann sich aber “sehr gut vorstellen”, dass der Standort ungeeignet ist. Atomkraftgegner haben immer wieder betont, dass eine Vorfestlegung auf Gorleben solange existert, bis der Standort gestrichen wird.
  • Gorleben: Das Misstrauen bleibt
    27. März 2014 – Auch nachdem Bundesumweltministerin Hendricks angekündigt hatte, nicht mehr gegen das Ende des Rahmenbetriebsplans für das geplante Endlagerbergwerk Gorleben zu klagen, ist der Standort noch weit von einer Gleichbehandlung mit anderen potentiellen Endlagerstandorten entfernt.

Quellen (Auszug): taz.de, bi-luechow-dannenberg.de, ausgestrahlt.de; 29./30.7.2014