Atomtransporte mit Passagierschiffen: Stena Line unter Druck

Die Fährlinie Stena Line gerät wegen des Transports von radioaktivem Material auf ihren Passagierschiffen unter Druck. Nach einem gestern ausgestrahlten NDR-Beitrag (Panorama 3 “Atomtransporte auf Fähren: Insider packt aus” von Alexa Höber & Ingo Thöne) erklärte die Fährlinie, sie werde den Transport von Uranhexafluorid grundsätzlich überprüfen. ROBIN WOOD hält es für unverantwortlich, radioaktive Fracht auf Passagierschiffen zu transportieren und fordert von Stena Line – wie auch grundsätzlich – einen umgehenden Stopp sämtlicher Atomtransporte.

Bild: camp.nirgendwo.infoDie Fähre von Stena Line fährt zwischen Rostock und dem schwedischen Trelleborg. Die Passagiere an Bord ahnen nichts davon, dass regelmäßig auch radioaktive Fracht mitreist. Seit 2009 hat das Bundesamt für Strahlenschutz 70 Transporte mit Uranhexafluorid genehmigt. Der Stoff wird zur Produktion von Brennelementen für Atomkraftwerke verwendet.

Bei einem Unfall birgt das radioaktive, hochtoxische Uranhexafluorid an Bord erhebliche Gefahren für die Passagiere. Anders als Frachtschiffe sind die Fähren der Stena Line nicht einmal mit geeignete Löschanlagen ausgestattet, die einen Brand mit Kohlendioxid oder Stickstoff ersticken. Stattdessen gibt es Wassersprühanlagen. Wenn Uranhexafluorid jedoch mit Wasser in Berührung kommt, entsteht Flusssäure, die Haut, Augen und Atemwege verätzt – bis hin zum Tod der Betroffenen.

Wie brandgefährlich Atomtransporte sind und wie aufwändig die Löscharbeiten, hat das Großfeuer auf dem Frachter Atlantic Cartier im Hamburger Hafen am 1. Mai 2013 gezeigt. Das Schiff hatte ebenfalls Uranhexafluorid geladen – außerdem Ethanol und Munition. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn auch noch Hunderte nichts ahnender Passagiere an Bord gewesen wären – wie auf einer Fähre der Stena Line.

Der Widerstand gegen Atomtransporte wächst. Diese Woche stoppten Anti-Atom-AktivistInnen einen Uranzug in Hamburg.

  • Hamburg: Ankettaktion stoppt Uranzug
    18. August 2014 – Aktivist_innen haben in den frühen Morgenstunden einen Zug mit mehr als 50 Containern Uranerzkonzentrat gestoppt. Am Güterbahnhof Hamburg-Süd ketteten sich Personen vor und hinter dem Zug an. Über den Umschlag der Uranerzkonzentrat-Container durch die Firma C. Steinweg am Süd-West-Terminal hatte es zuletzt Diskussionen gegeben, die Bürgerschaft hatte falsche Auskünfte dazu gegeben und das Uran stand einen Monat lang im Hamburger Hafen.
  • Atomtransporte auf Passagierfähren
    22. Juni 2013 — Die Passagiere sitzen auf dem Sonnendeck und freuen sich auf den Urlaub. Was sie nicht wissen: Mit ihnen, im Bauch der Fähre, fährt radioaktives Material mit. Auf Lkw oder in Güterwaggons wird regelmäßig „Gefahrgut der Klasse 7“ auf Personenfähren transportiert, so etwa von Rostock ins schwedische Trelleborg und zurück. Das haben Recherchen von Panorama 3 ergeben. Atomkraftgegner fordern ein generelles Verbot von Atomtransporten.
  • Hamburg: Sicherheitsmängel bei Atomtransporten
    4. März 2014 — Bei zahlreichen Atomtransporten im Hamburger Hafen sind Sicherheitsmängel festgestellt worden. Pro Jahr werden dort etwa 260 Atomtransporte abgewickelt – eine der “atomaren Drehscheiben” in Deutschland. Atomkraftgegner fordern die Entwidmung des Hafens für diese Transporte.
  • Hamburg weiter Drehscheibe für Atomtransporte
    21. November 2013 — Die Bürgerschaftsfraktion Die Linke in Hamburg hat neue Daten erfragt. Im Ergebnis wird klar: die Stadt ist weiter Drehsscheibe für Atomtransporte. Zwischen Mai und Oktober sind allein 59 Transporte gerollt.

Quelle: robinwood.de, 20.8.2014