Endlagersuche: Schacht Konrad ab 2022 – Zeitplan für hochaktiven Müll unklar
Es gibt weiter Streit um den Zeitplan der Endlagerung von Atommüll in Deutschland. Bundesumweltministerin Hendricks rechnet nach zahlreichen Verzögerungen mit einer Inbetriebnahme von Schacht Konrad in acht Jahren. Um den Zeitplan für die Suche nach einem Endlager für hochaktiven Müll gibt es Streit. Atomkraftgegner fordern ein völlig neues Entsorgungskonzept.
Seit Jahren verzögert sich der Starttermin für ein deutsches Endlager für schwache radioaktive Abfälle. Kürzlich erklärt Umweltministerin Barbara Hendricks: Schacht Konrad soll in acht Jahren in Betrieb gehen. Ursprünglich waren erste Einlagerungen ab 2019 prognostiziert worden, doch die Probleme rissen nicht ab. Im Vorfeld der Umrüstung des ehemaligen Eisenerzbergwerkes haben Unternehmen illegale Preisabsprachen getroffen, um mögliche Preiskämpfe zu vermeiden. Zu dieser Einschätzung ist kürzlich das Bundeskartellamt gekommen und verhängte gegen fünf Anbieter von Bergbauspezialarbeiten Bußgelder in einer Gesamthöhe von 17,4 Millionen Euro. Die Unternehmen hätten sich nach den Ausschreibungen abgesprochen und die Aufträge vor der Vergabe untereinander aufgeteilt, so die Staatsanwaltschaft. Umweltministerin Hendricks spricht nun von der „heutigen Sicht“ und geht anhand von Angaben des DBE davon aus, Konrad 2022 in Betrieb nehmen zu können.
Besonders die Atomkonzerne fordern einen zügigen Betriebsbeginn, denn ein Großteil der beim Rückbau der stillgelegten Atomkraftwerke anfallenden Atommülls soll dorthin. Bis zur Einlagerung müssen an den Standorten Zwischenlagerkapazitäten geschaffen werden, die die Konzerne Millionen kosten. Konrad ist für 303.000 Kubikmeter genehmigt, dort sollen 95 Prozent der radioaktiven Abfälle aus deutschen Atomanlagen eingelagert werden.
Für die hoch radioaktiven Abfälle soll bis 2031 ein Endlager gefunden sein, bis 2016 soll die 33-köpfige Kommission zunächst die Grundlagen für die neue Suche erarbeiten. Dieser Zeitplan sei zu optmistisch, meint Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Schon heute sei man in der Grundlagenforschung „noch lange nicht so weit, wie wir sein müssten“. Es sei intensivere Arbeit nötig, die mehr Zeit brauche. Wenzel rechnet damit, „dass wir zwei bis drei Jahrzehnte länger brauchen als im Standortauswahlgesetz eingeplant“. Deshalb müsse auch die Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle neu überdacht werden. Die eingeplanten Zeiträume seien zu kurz. Teilweise laufen die Betriebsgenehmigungen der bestehenden Lagerhallen schon viel früher aus.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks weist diese Kritik zurück: Man dürfe die Entscheidung darüber, wohin der Atommüll letztendlich soll, „nicht auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben“. Der Zeitplan sei „ehrgeizig, erlaube aber einen intensiven und verantwortungsvollen Suchprozess“.
Atomkraftgegner fordern ein völlig neues Entsorgungskonzept für den bestehenden Atommüll und einen sofortigen Stopp der Produktion von immer mehr Müll. Die Debatte müsste grundsätzlicher und transparenter geführt werden. Es gibt heute in Deutschland Strahlenabfall, der in keines der geplanten Endlager darf. Auch würden durch die angekündigte Räumung der Asse-2 Kapazitätsgrenzen bei Konrad überschritten. Über Sicherheitsprobleme im Schacht Konrad verliert die Politik kein Wort – und der vermeintliche Neustart der Endlagersuche gilt nur für den hochaktiven Müll. Zwischenlagerhallen und Transportbehälter sind für solch lange Zeiträume nicht konzipiert. Das gesamte Verfahren muss überarbeitet werden und aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Das Atommülldesaster offenbart sich in zahlreichen Beispielen, die den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke nicht rechtfertigen!
- Rückbau des AKW Stade: Unerwartete Strahlung & Bauschutt den niemand will
16. September 2014 – Nicht nur die Entsorgung von radioaktiven Bauschutt aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Stade bereiten dem Betreiber EON zur Zeit Probleme. Im Reaktorbehälter sind verstrahlte Bereiche gefunden worden, die den Rückbau verzögern werden. Bis zu vier Jahre könnte u.a. die Installation spezieller Technik dauern, meint Niedersachsens Umweltminister Wenzel. Atomkraftgegner kritisieren neben der Entsorgungspraxis die Informationspolitik der Behörde.
- Neustart gefordert: Atommüll-Kommission in der Sackgasse
14. September 2014 – Die Suche nach dem besten Standort für ein Endlager ist noch lange nicht am Anfang. Die Atommüll-Kommission steht – und sollte doch soviel Leisten. Atomkraftgegner fordern anlässlich der dritten Ausschusssitzung einen “Neustart unter neuen Voraussetzungen”.
- Atommüll-Streit eskaliert: AKW-Betreiber wollen nicht zahlen
13. September 2014 – Der Neustart der Endlagersuche steckt in der Sackgasse. Der Konflikt eskaliert: Die Konzerne weigern sich für die Projekte Schacht Konrad und Gorleben zu zahlen. Atomkraftgegner fordern die Bundesumweltministerin zum Handeln auf.
- AKW-Rückbau & Entsorgung: Mehrheit hat kein Vertrauen in die Atomkonzerne
5. August 2014 – Das Vertrauen in die Kompetenzen der Atomkonzerne sinkt: Mehr als die Hälfte der in einer Forsa-Umfrage Befragten sprechen sich für eine Stiftung aus, mit deren Hilfe die Gelder der Atomkonzerne für den AKW-Rückbau und die Entsorgung des Atommülls gesichert werden sollen. Atomkraftgegner fordern ebenfalls, die Rücklagen unter staatliche Kontrolle zu bringen, denn bei einem Konkurs von Vattenfall, Eon, RWE oder EnBW wäre das Geld weg.
- AKW-Rückbau: Geld der Konzerne reicht wohl nicht
24. Juli 2014 – Es ist der “Super-GAU” für den Rückbau der Atomanlagen: Die Bundesregierung befürchtet, dass die Milliarden-Rückstellungen der Stromkonzerne “zu knapp bemessen” sein könnten. Atomkraftgegner sehen das Entsorgungsdesaster entlarvt und fordern einen öffentlichen Fonds für die Gelder, damit sie bei einem möglichen Konkurs eines der Atomkonzerne nicht weg ist. Denn sonst wird am Ende der Steuerzahler für den energiepolitischen Irrweg Atomkraft aufkommen müssen.
- Studie: Zu wenig Zwischenlager und viele ungelöste Probleme beim Abriss von AKW
5. Dezember 2013 – Abschaltung, Stilllegung und Abriss der insgesamt 19 Atomkraftwerke in Deutschland machen Probleme. Es entsteht dabei soviel Atommüll, das bestehende Zwischenlager erweitert werden müssen. Und es gibt noch mehr Probleme. Die Studie wurde gestern von der baden-württembergischen Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl vorgestellt.
- Der Preis der Atomkraft: Auch in England explodieren die Folgekosten
5. Februar 2013 – Am englischen Standort Sellafield befinden sich zahlreiche Atomanlagen, u.a. eine Wiederaufarbeitungsanlage und zahlreiche Atomreaktoren und Brennelementefabriken. Teilweise sind sie nicht mehr in Betrieb. Ein Atomunfall in den Fünfziger Jahren lässt das Urteil zu: Die angeblich billige Atomenergie entpuppt sich in Wirklichkeit als der teuerste Strom überhaupt.
Quelle (Auszug): spiegel.de, dpa, ndr.de; 28.8.,3./8.9.2014