Heute vor 30 Jahren: Erster Atommülltransport nach Gorleben
Am 8. und 9. Oktober 1984 wurden aus dem Atomkraftwerk Stade die ersten Atommüllfässer in das Zwischenlager Gorleben gebracht. Es hieß damals zum ersten Mal „Ausnahmezustand im Wendland“, erinnert sich die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) – und kündigt anlässlich neuer Castor-Drohungen weitere Proteste an.
2.000 Polizisten schützen damals den ersten „Fasstransport“ in das Gorleben Abfalllager, das sich unweit der Castorhalle befindet. Zu der Zeit hatte man sich nicht vorstellen können, dass zur Eskorte von Castor-Transporten bis zu 20.000 Polizist_innen im Einsatz wären, schreibt die BI.
Die Betreiber des Zwischenlagers hatten sich bei einem 1984 vorangegangenen ersten Probe-Fass-Transport „blamiert“, schreibt die BI. Der LKW konnte damals nämlich nicht in die Zwischenlagerhalle einfahren, weil die Toreinfahrt 30 Zentimeter zu niedrig war.
Am 08.10.1984, Tag X, rollte dann der erster Atommülltransport in das Abfalllager, mit „andauernden Protesten und Barrikaden von Atomkraftgegnern auf den Straßen“. Unter den Fässern seien auch falsch deklarierte und illegal verschobene gewesen, berichtet die BI.
Nach der ersten Einlagerung sei zudem der Hallenboden des Zwischenlagers an einigen Stellen aufgebrochen, es habe fast ein Jahr gedauert bis der Estrich erneuert war – und die Fässer seien „in der Halle hin- und hergeschoben“ worden. Im Dezember 1984 verfügte das Gewerbeaufsichtsamt einen Einlagerungsstopp wegen der Baumängel. Ein Jahr später rollen dann weitere Fässtransporte nach Gorleben.
Aus aktuellem Anlass drohen die AtomkraftgegnerInnen aus dem Wendland nun wieder mit Protesten: E.on, Vattenfall und Co. haben kürzlich angekündigt, dass sie an weiteren Castor-Transporten nach Gorleben festhalten. „Selbstverständlich“ sei man dann wieder auf Straße und Schiene, so BI-Pressesprecher Wolfgang Ehmke. Ungelöst sei 30 Jahre nach diesem ersten Atomtransport nach Gorleben immer noch das Atommüllproblem, trotzdem werde immer noch Atommüll produziert.
„Wir halten das für unverantwortlich. Das Desaster nimmt immer deutlichere Formen an: aus Zwischenlagern werden Dauerlager“, so Ehmke. Auch werde der Salzstock Gorleben weiter als potentielles Endlager gehandelt. „Wenn es heute heißt, 2050 würde ein Endlager für hochradioaktive Abfälle in Deutschland den Betrieb aufnehmen, dann sagen wir, auf die nächsten 30 Jahre Widerstand!”
- E.ON verklagt den Bund und will weitere Castortransporte nach Gorleben
1. Oktober 2014 – Der Atomkonzern E.ON fordert von der Bundesregierung 380 Millionen Schadenersatz für das dreimonatige Atom-Moratorium nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima. Außerdem hat der Konzern juristisches Vorgehen gegen das Standortauswahlgesetz angekündigt und will weitere Castortransporte nach Gorleben. Atomkraftgegner sehen den “Atommüllkompromiss im Eimer”.
- Bergwerk wird geschlossen: Ende der Kaffeefahrten nach Gorleben
29. September 2014 – Bund und Land und hatten sich geeinigt, die Arbeiten im sogenannten Erkundungsbergwerk Gorleben Salzstock einzustellen. Am 30. September enden somit auch die Besuchsmöglichkeiten unter Tage, denn ab 1. Oktober wird das Bergwerk nur noch für eine spätere Nutzung offen gehalten. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI) sieht mit dem Ende der Öffentlichkeitsarbeit die Ära Gorleben noch lange nicht am Ende.
- Aktenzeichen Castor-ungelöst: Deutscher Atommüll bleibt länger in Frankreich
12. September 2014 – Seit Monaten streiten Bund und Länder darüber, wohin 26 Castor-Behälter nach der Wiederaufarbeitung in Frankreich sollen. Es gibt Signale aus einzelnen Nundesländern – aber keine Lösung. Der erste für kommendes Jahr angekündigte Transport wird aus diesem Grund nicht stattfinden. Vor Monaten hatten Atomkraftgegner schon angemahnt, dass der Termin nicht haltbar sei.
- Castor-Chaos und Endlagersuche
26. Mai 2014 – Aus Sicht der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) begann der angebliche Neustart der Endlagersuche am vergangenen Donnerstag mit einer Fülle von Ungereimtheiten.
- Vor 30 Jahren: Wendlandblockade
30. April 2014 – Motto: “Keiner ruft auf, alle gehen hin…” die Zufahrtsstraßen zum Landkreis Lüchow-Dannenberg für 12 Stunden zu blockieren, um gegen Europas größtes Atomklo zu protestieren… Ich gehe davon aus, dass die Idee irgendwo im Wendland Ende 1983 und oder anderswo vordiskutiert wurde. Sicherlich waren mit der Aktionsform nicht alle vor Ort einverstanden. Am Horizont tauchte die Blockadeidee als „Fata Morgana“, als etwas völlig neues auf…
Quelle (Auszug): bi-luechow-dannenberg.de, gorleben-archiv.de; 7.10.2014