England: Neue Meldungen von Rissen in Reaktorkern
Erneut gibt es bedenkliche Meldungen aus Schottland: Im Atomkraftwerk Hunterston sind Risse in Blöcken aus Graphit, die zur Abschirmung dienen, gefunden worden. Möglicherweise muss der Meiler nun früher vom Netz als bisher geplant.
Im Reaktorkern des britischen AKW Hunterston sind Risse gefunden worden. Zwei von rund 3.000 Grafitblöcken zur Abschirmung von Strahlung sind betroffen. Die Risse in den 1m großen Blöcken entstehen durch die jahrelange Strahleneinwirkung. Die Moderatorblöcke sind wichtig für den sicheren Betrieb des Reaktors – und können, weil sie sich im Innern des Kerns befinden, nicht einfach ausgetauscht werden. Von der zuständigen Regulierungsbehörde ONR heißt es, der Betreiber Électricité de France müsse nachweisen, dass sich der Schaden auch künftig in Grenzen halte. Andernfalls könnte die Lebensdauer des schottischen Reaktors verkürzt werden. EDF will das Kraftwerk noch bis 2023 oder länger am Netz behalten.
Atomkraftgegner warnen vor ähnlichen Problemen in anderen britischen AKW. Kürzlich hatte es Meldungen über Risse in Dampferzeugern gegeben. In bestimmten Typen, die weit verbreitet sind, wurden Kesselrisse festgestellt. Bestätigt sich ein Risiko, könnten nicht nur zahlreiche britische Meiler sondern auch mehr als ein Dutzend in Frankreich vor umfangreichen Reparaturarbeiten – und Ausfallzeiten – stehen. In Belgien ringt der Betreiber Electrabel zur Zeit um zwei seiner Reaktoren: In Tihange-2 und Doel-3 sind tausende Risse im Reaktorbehälter festgestellt worden. Auch dieses Bauteil kann nicht einfach ausgetauscht werden.
Grundsätzlich sprechen diese Meldungen für die Tatsache, dass der Betrieb alter Atomkraftwerke von Tag zu Tag riskanter wird. Die Überalterung von Atomkraftwerken betrifft ganz Europa: 66 der 151 europäischen AKW sind bereits älter als 30 Jahre, einige sind schon mehr als 40 Jahre am Netz. Ein von Greenpeace veröffentlichter Report zeigt, dass mit dem Alter die Gefahr eines schweren Unfalls stetig steigt.
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Quellen (Auszug): nachrichten.at, blog.fefe.de; 06.10.2014