Atomausstieg? – Die Wahrheit Teil 10: Die Brennstofffertigung für AKW wird ausgebaut

Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Aber die Brennstoffproduktion und Herstellung von Brennelementen wird ausgebaut.

Als logische Konsequenz aus dem deutschen “Atomausstieg” fordern Atomkraftgegner das sofortige Ende der Urananreicherung und Brennelementeherstellung. Eine Regierung, die es mit dem Abschalten ernst meint muss nun auch konsequent die Atomindustrie beenden. Atomkraftgegner aus Nordrhein-Westfalen wollen deswegen am 03. Juli in Gronau protestieren.

Für einen “konsequenten und glaubwürdigen Ausstieg” müssten alle “Anlagen des Kernbrennstoffkreislaufs” stillgelegt werden, heißt es in einem Bundesratsantrag, den die Länderkammer NRW am Freitag angenommen hat. Gerade nach einem deutschen Atomausstieg sei es “politisch und moralisch widersprüchlich und nicht hinnehmbar”, ausländische Atomkraftwerke mit Brennstoff zu beliefern.

Urananreicherungsanlage Gronau

Die einzige deutsche Urananreicherungsanlage im nordrhein-westfälischen Gronau versorgt schon heute rechnerisch 30 AKW weltweit mit Uranbrennstoff made in Germany. Damit bedient die Anlage aktuell 7 Prozent des Weltmarkts. Und nach Abschluss des 2005 genehmigten Ausbaus dürften rund 10 Prozent aller Atomkraftwerke weltweit mit Uran aus der Stadt im Münsterland betrieben werden.

Zudem hat die UAA-Betreiberfirma Urenco selbst eingeräumt, dass ihre Anlage nicht gegen Flugzeugabstürze gesichert ist und dass die Behälter, mit denen der Atombrennstoff tonnenweise durch die Republik gefahren wird, Bränden nur 20 Minuten standhalten würden.

Auch das fehlende Entsorgungskonzept ist ein Grund, der zur sofortigen Aufhebung aller Betriebsgenehmigungen bei der Urananreicherungsanlage führen muss: Noch in diesem Jahr soll in Gronau mit dem Bau eines sogenannten Zwischenlagers begonnen werden, in dem 60.000 Tonnen Uranoxid, also Uranmüll, gelagert werden sollen. Vorher wurde zu tausenden Tonnen abgereichertes Uran in die russischen Steppe gebracht, wo es angeblich wieder angereichert werden sollte. Aus wirtschaftlicher Betracchtung macht das aber keinen Sinn – nach nachhaltigen Protesten gegen diesen da facto Atommüllexport wurden die Transport eingestellt.

Brennelementeherstellung in Lingen

Als weiteres Werk in der Brennstoffkette steht in Lingen die Brennelementefabrik der Advance Nuclear Fuel GmbH. Im Auftrag von Areva fertigt die ANF Brennelemente sowohl für den deutschen als auch europäischen Markt und dient somit der Versorgung von Atomkraftwerken mit Brennstoff. Am Standort Lingen werden Brennelemente für Druck- und Siedewasserreaktoren gefertigt. Dies umfasst den Betrieb einer UF6-Konversionsanlage, den Prozess der UO2-Tablettenfertigung sowie die abschließende Montage der Brennstäbe und Brennelemente. Neben der Betriebsstätten der ANF in Lingen verfügt die Areva in Deutschland zwei weitere Betriebsstätten in Duisburg und Karlstein, an denen insgesamt über 700 Mitarbeiter in der Fertigung von Brennelementen tätig sind. Die ANF lieferte ihren Kunden seit Betriebsbeginn ein Volumen von über 20.000 Brennelementen mit mehr als 3,4 Millionen Brennstäben. Zur ANF erfolgen zahlreiche Transporte mit angereichertem Uran.

AKWs abzuschalten – und die Versorgung unangetastet zu lassen, das ist kein Atomausstieg!

  • Am kommenden Sonntag, 3. Juli findet in Gronau der 300. Sonntagsspaziergang statt. 300 mal Widerstand ist für uns ein Anlass zum Feiern – und zum weitermachen, bis die Anlage endlich stillsteht. Deswegen gibt es um 13 Uhr vor der Urananreicherungsanlage eine Demo und Straßenfest.
  • weitere Informationen: www.aku-gronau.de

Quellen (Auszug): taz.de, aku-gronau.de; 29.06.2011