England: Sellafield schließt Plutonium-Werk
Das Werk für Plutonium-Brennelemente im englischen Sellafield steht vor dem Aus. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima sei der Absatz in Japan, dem einzigen Abnehmerland, nicht mehr gesichert. Atomkraftgegner fordern, die gefährliche Plutoniumwirtschaft auch in Deutschland sofort zu beenden!
Die Anlage zur Herstellung plutoniumhaltiger Brennelemente führte zuletzt ausschließlich Aufträge aus Japan aus. Mit dem Super-GAU habe sich die „Risikoeinschätzung“ geändert, teilte die für nukleare Abfälle zuständige Behörde NDA mit. Auch das AKW Fukushima-Daiichi gehörte zu den Kunden. MOX-Brennstäbe waren auch im Reaktor 3 des am 12. März 2011 havarierten Meilers eingesetzt worden. Das in ihnen enthaltene hochgiftige Plutonium macht die MOX-Brennstäbe zusätzlich gefährlich: Die Radiotoxizität des Stoffes ist enorm, schon die Einnahme einer Menge im zweistelligen Milligramm-Bereich gilt als tödlich. Noch gefährlicher ist allerdings die radioaktive Strahlung. Wird der Stoff eingeatmet, genügt vermutlich schon eine Menge von wenigen Mikrogramm, um Krebs auszulösen.
Die englische Fabrik Sellafield MOX Plant (SMP) wirtschaftet seit Jahren in den roten Zahlen und wird nun „zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ geschlossen. Seit 2001 wurden hier Brennelemente (Mischoxid, MOX-BE) für Leichtwasserreaktoren ausländischer Kunden hergestellt. Die genehmigte Produktionskapazität belieft sich auf 120 Tonnen Schwermetall pro Jahr. Bislang habe die Anlage den britischen Steuerzahler laut Medienberichten rund 1,4 Milliarden Pfund gekostet.
- 1999-2000 flog in der MOX-Fabrik in Sellafield ein Skandal um gefälschte Sicherheitsdokumente auf, worauf die Preußen-Elektra, Vorgängerin von EON, 4 Brennelement aus dem deutschen AKW Unterweser entfernen musste. Die Brennelemente waren die in Sellafield ohne Qualitätsprüfung gefertigt worden, damit konnte ein sicherer Betrieb des AKWs nicht mehr gewährleistet werden.
Das verarbeitete Plutoniumdioxid stammt im aus der ebenfalls in Sellafield befindlichen Wiederaufarbeitungsanlage „THORP“. In der Anlage wurde im April 2005 ein Leck entdeckt, durch das etwa 83.000 Liter einer hoch radioaktiven, aus Schwefelsäure, Uran und Plutonium bestehenden Flüssigkeit über Monate hinweg unbemerkt entweichen konnten. Es handelte sich um den schwersten Zwischenfall in einer Atomanlage Großbritanniens seit 1992 und wurde von der Internationalen Atomenergieorganisation als ernster Störfall (INES 3) eingestuft. Im März 2007 appellierten die Umweltminister von Irland, Island, Norwegen und Österreich an Großbritannien, von der geplanten Wiederaufnahme des Betriebs der Anlage „THORP“ abzusehen.
Ähnliche MOX-Fabriken stehen im belgischen Dessel/Mol und im französischen Marcoule. Eine MOX-Fabrik in Hanau musste 1991 nach Skandalen geschlossen werden, 1995 stellte Siemens den Neubau einer größeren Anlage ein. Auch in allen noch in Betrieb befindlichen deutschen Atomkraftwerke befinden sich und befanden sich in der Vergangenheit Plutonium-Brennelemente im Einsatz.
- Das AKW Grohnde sollte im Frühjahr 2011 mit MOX aus Sellafield beliefert werden. Betreiber E.ON verzichtete aber nach Protesten auf den Plutonium-Brennstoff.
Durch den Transport der frischen Brennelemente erhöhen sich die Gefahren schon bei der Anlieferung. Bereits 40 Prozent des Plutoniums eines einzigen MOX-Brennelementes reichen aus, eine Atombombe zu bauen. Auch im Reaktor verringert der Einsatz der MOX-Brennelemente die vorhandenen Sicherheitsspielräume: Die Sicherheit der Steuerstäbe wird leicht verringert, im kalten Zustand sind höhere Borsäure-Konzentrationen im Kühlwasser erforderlich, um den Reaktor unkritisch zu halten. Auch bei der Lagerung von abgebranntem MOX- Brennstoff im Abklingbecken ist der Einsatz stärkerer Neutronenabsorber erforderlich.
Wir fordern den sofortigen Stopp der gefährlichen Plutoniumwirtschaft!
Quellen (Auszug): news.yahoo.com, spiegel.de, anti-atom.org; 04.08.2011