Stresstests für weitere Atomanlagen geplant
Nach dem Stresstest für Atomkraftwerke hat die Bundesregierung auch der umstrittenen Uranfabrik im münsterländischen Gronau, Forschungsreaktoren und Zwischenlagern eine Überprüfung verordnet. Atomkraftgegner fordern nach der Abschaltung der Atomkraftwerke auch die Stilllegung der Atomfabriken. Stresstest müssen zudem auch Castorbehälter umfassen.
Die Brennelementefabrik in Lingen, die laufenden Forschungsreaktoren und die Zwischenlager sollen auf den Prüfstand. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums an den Grünen-Bundestagsabgeordneten Oliver Krischer hervor. Der Test wird von Experten der Entsorgungs- und Reaktorsicherheitskommission ausgearbeitet, die am 18. Juli einen Auftrag bekommen hatte. Frühestens im Frühjahr 2012 soll er eine Einschätzung zur Sicherheit der Anlagen ermöglichen.
Der Atomexperte Michael Sailer, Geschäftsführer des Öko-Instituts und Vorsitzender der Entsorgungskommission, bestätigte den Prüfungsauftrag. Sailer kündigte eine strenge Überprüfung an: „Wir erwarten Antworten, die sich auf qualifizierte, belastbare und von unabhängigen Experten überprüfte Dokumente stützen. Skizzenpapiere der Betreiber reichen in diesem Fall nicht.“ Anders als beim Stresstest der AKW habe die Kommission diesmal mehr Zeit.
- Atomkraftgegner sehen in den Tests die beginnende Einsicht, dass zu einem Atomausstieg auch die Stilllegung der Atomfabriken gehört. „Die Tage der Urananreicherungsanlage Gronau und der Brennelementefabrik Lingen sind gezählt“, meint Jan Becker von contratom. „Es ist sowieso eine Farce, dass sich die Bundesregierung den Atomausstieg auf die Fahnen schreibt, die Kapazitäten der Anlage in Gronau aber ausgebaut werden. Fast ausschließlich für das Ausland würden künftig in Deutschland gefährliche Urantransporte und Anreicherungsverfahren durchgeführt. Das ist nicht akzeptabel! Wir fordern die sofortige Schließung der Anlagen in Gronau und Lingen!„
Die AKW-Stresstests, die von der Bundesregierung nach dem GAU in Fukushima in Auftrag gegeben wurden, hatten für Kritik gesorgt: zu wenig Zeit für umfassende Untersuchungen, Gutachter mit mangelnder Unabhängigkeit zur Atomindustrie und unzureichende Kriterien. Das Szenario eines Terroranschlages wurde zum Beispiel ausgeklammert. Und trotzdem schnitten alle deutschen AKW schlecht ab.
Neben den Versorgungsanlagen sollen nun auch die Zwischenlager für Atommüll auf den Prüfstand. Diese befinden sich mit einem ungeheuren radioaktiven Inventar in Ahaus, Gorleben und Lubmin sowie an zwölf Reaktorstandorten. Als eigentliches Schutzkonzept für den teilweise hochaktiven Atommüll dienen vielfach die Castor-Behälter.
„Wir fordern Stresstests für die Transportbehälter für Atommüll“, so Becker. „Auch Terroranschläge müssen bei den Untersuchungen beachtet werden – was unweigerlich den sofortigen Stopp aller Castortransporte bedeuten würde!“
- Atomausstieg? Die Wahrheit
Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Die Wahrheit zum deutschen Atomausstieg: - Teil 8: Atomtransport rollen weiter durchs Land
Trotz des “Atomausstiegs” rollen weiterhin gefährliche Atomtransporte durch Deutschland. Eine Verbesserung der Sicherheit gibt es seit Fukushima nicht. Und durch den Abbau der AKW werden die Transport noch weiter zunehmen. - Teil 10: Die Brennstofffertigung für AKW wird ausgebaut
Atomausstieg? Die Brennstoffproduktion und Herstellung von Brennelementen wird in Deutschland weiter ausgebaut.
- Schon wieder ein Störfall in der Gronauer Atomfabrik
26. Juli 2011 – Nach dem jüngsten Störfall in der Gronauer Urtananreicherungsanlage (UAA) hat die örtliche Bürgerinitiative, der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau erneut die sofortige Stilllegung der bundesweit einzigartigen Atomfabrik gefordert: “Die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf muss dem Betreiberkonzern Urenco endlich alle Betriebsgenehmigungen entziehen. Es gibt immer häufiger Störfälle in der Anlage. Die Landesregierung muss endlich handeln!” Diesen Beitrag weiterlesen »
- Urenco will 6 Mrd. Euro für Stilllegung von Gronau – plant Urenco schon den langfristigen Ausstieg?
17. Juli 2011 – Bei Urenco, dem Betreiber der einzigen Urananreicherungsanlage Deutschlands und weltweiter Hersteller von Brennelementen für AKW, bewegt sich etwas: Geschäftsführer Ohnemus nannte erstmals ungefragt eine konkrete Entschädigungssumme für die mögliche Stilllegung der UAA Gronau – 6 Milliarden Euro! Da musste selbst der ansonsten in Atomfragen eher schweigsame grüne Umweltminister Remmel im WDR widersprechen und ankündigen, dass die (entschädigungsfreie) Stilllegung der UAA Gronau auf der Tagesordnung bleibe. Diesen Beitrag weiterlesen »
- Panzerfaust und Castor: eine fatale Kombination
23. Mai 2011 – Immer wieder ist von der Feuer, Stoß- und Sturzfestigkeit der Castoren zu lesen, mit denen die Behälter, die der Beförderung von hochradioaktiven Abfällen (Brennelementen aus Atomkraftwerken oder HAW-Kokillen aus der Wiederaufarbeitungsanlagen) dienen, optimiert und sicher seien. Ausgeblendet wird hingegen, dass Castoren allerdings nicht dafür ausgelegt sind, einem Angriff mit panzerbrechenden Waffen (ATM/ATGM) zu überstehen. Diesen Beitrag weiterlesen »
Quellen (Auszug): focus.de, rundschau-online.de; 10.08.2011