Castoren strahlen bis ins Dorf Gorleben

„Da die Behälter die radioaktiven Stoffe nachweislich hermetisch einschließen, ist eine Verbreitung radioaktiver Stoffe (…) sicher ausgeschlossen“, schreibt die GNS, Betreiber des Gorlebener Zwischenlagers. Doch bis in das Dorf Gorleben, in dem über 600 Menschen leben, ist die Strahlung nachweisbar.

Neutronen-OD Gorleben 1980-2010

Neutronen-OD Gorleben 1980-2010

An dem im Dorf gelegenen Messhaus, das sich zwei Kilometer vom Zwischenlager entfernt befindet, hat sich die Neutronen-Ortsdosis in den Jahren 1997 bis 2002 von ursprünglich 0,05 Millisievert auf 0,16 Millisievert mehr als verdreifacht, erklärte Volker Schürg von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

Im Jahr 1997 erfolgte der erste größere, heiße Castortransport „Sixpack“ mit der der Einlagerung von vier Castoren mit abgebrannten Brennstäben und zwei Castoren aus La Hague.

Grundsätzlich kann radioaktive Strahlung nicht vollständig abgeschirmt werden, wie die GNS behauptet. Zwar kommen keine Partikel aus dem Inneren des Castors bei einem völlig intakten Behälter in die Biosphäre, Neutronen durchdringen aber die Behälterwand und können nur sehr schwer abgeschirmt werden.

Schon nach der Einlagerung der ersten Castor-Behälter 1995 hat sich in der Region das Geschlechterverhältnis bei Geburten verändert. Seitdem werden weniger Mädchen als im Durchschnitt erwartet geboren. Auch sind in diesem Zeitraum in der Region die Zahl der Fehl- und Totgeburten drastisch angestiegen. Eine Ursachenklärung gibt es bislang nicht. Das Niedersächsische Landesgesundheitsamtes (NLGA) bestätigt in einer Studie die Veränderungen des Geschlechterverhältnisses in und um Gorleben: im 35-Kilometer-Umkreis sind nach 1996 bei 19.760 Lebendgeborenen 1.415 Kinder (327 Jungen und 1.088 Mädchen) nicht zur Welt gekommen. Das heißt, dass jede 15. Schwangerschaft aufgrund der Situation in der Umgebung von Gorleben nicht zu einer Geburt führte. Das Amt analysierte Geburten im 35-Kilometer-Radius um Gorleben in vier Bundesländern. Dort wurden vor der ersten Castor-Einlagerung auf 100 Mädchen 101 Jungen geboren, danach jedoch auf 100 Mädchen 109 Jungen. Statistisch kommen bundesweit 105 Jungen auf 100 Mädchen zur Welt.

  • „Im Ergebnis kann man als gesichert betrachten, dass seit Inbetriebnahme des Transportbehälterlagers in Gorleben in der Region signifikant weniger Mädchen geboren werden als zuvor,und zwar umso mehr, je näher sich die Wohnung der Mütter am Lagerbehälterhaus befindet“, so Wissenschaftler Kusmierz vom Helmholtz-Zentrum München im Februar 2011.

“Die Betreiber der Atomanlage betreiben Irreführung, wenn sie behaupten dass keine Strahlung nach Außen dringt“, so Jan Becker von contrAtom. „Atomkraft macht krank! Wir fordern den sofortigen Einlagerungsstopp in Gorleben und die Stilllegung aller Atomanlagen!“

  • Strahlenwerte in Gorleben seit 2003 zu hoch – Messungen sind gefälscht!
    29. September 2011 – Nach Berechnungen von Atomkraftgegnern sind die Strahlengrenzwerte am Atommüllzwischenlager in Gorleben bereits seit 2003 überschritten. Demnach rechne der Betreiber, die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), seit Jahren mit einem falschen Wert für die natürliche Strahlung. Der Nullpunkt sei berechnet worden, als bereits Castoren eingelagert wurden, kritisiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI).
  • Weniger Mädchen in der Umgebung von Atomkraftwerken
    23. November 2010 – In der Umgebung von Atomkraftwerken kommen in Deutschland und der Schweiz weniger Mädchen auf die Welt. Das geht aus einer im Oktober 2010 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie von Ralf Kusmierz, Kristina Voigt und Hagen Scherb hervor. In den letzten 40 Jahren haben Mütter, die in Deutschland und in der Schweiz im Umkreis von 35 km einer der untersuchten 31 Atomanlagen leben, bis zu 15.000 Kinder weniger geboren als durchschnittlich zu erwarten gewesen wäre, die Mehrzahl davon Mädchen. Für die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW untermauert diese Studie den ursächlichen Zusammenhang von radioaktiver Strahlung und einer Schädigung von Zellen – insbesondere bei Embryonen.
  • Neue Analyse belegt: Leukämierisiko im Umkreis von AKWs signifikant erhöht
    4. August 2011 – Kleinkinder im Nahbereich von Atomkraftwerken haben ein signifikant erhöhtes Risiko an Leukämie zu erkranken. Das belegt eine heute im Strahlentelex veröffentlichte Metaanalyse des Wissenschaftlers Dr. Alfred Körblein. Die gemeinsame Auswertung von Daten aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz zeigt im 5km-Bereich eine signifikant um 44 Prozent erhöhte Leukämierate gegenüber der Rate im Entfernungsbereich größer als 5 km (p=0,004).
  • Weniger Mädchen: Auffällige Geburtenrate bei Gorleben
    23. Februar 2011 – Rund um das Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben hat sich das Geschlechterverhältnis bei Geburten verschoben. Im Umfeld des Atomzwischenlagers in Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden deutlich weniger Mädchen geboren als früher: Seit Inbetriebnahme des Lagers 1996 kamen nach einer der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Untersuchung von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums München “signifikant” weniger weibliche Kinder zur Welt.
  • WHO-Chefin: Auch Niedrigstrahlung ist gefährlich
    6. Mai 2011 – Bislang vertrat die WHO immer dieselbe Position wie die IAEA: So genannte “interne radioaktive Strahlung”, im Körper angereichert, sei nicht gefährlich. Damit ist nun Schluss: “Es gibt keine ungefährlichen Niedrigwerte radioaktiver Strahlung”, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Mittwoch bei einem kurzfristig anberaumten Treffen mit Mitgliedern der kritischen “Initiative für eine unabhängige WHO”.

Quellen (Auszug): bi-luechow-dannenberg.de, Gorleben Rundschau Ausgabe Oktober 2011; 05.10.2011