Ba-Wü Grüne: „Demonstration macht keinen Sinn“
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält die bevorstehenden Demonstrationen gegen den Castor-Transport nach Gorleben für verzichtbar. Atomkraftgegner sind empört, denn gerade jetzt ist Druck auf die Bundesregierung für einen vollständigen Atomausstieg und den Gorleben-Verzicht notwendig.
„Protest macht jetzt eigentlich keinen Sinn mehr. Beschlossen ist: Deutschland steigt aus der Atomkraft aus“, sagte Kretschmann der Wochenzeitung „Die Zeit“. Zudem sein mit dem Ausstieg sei die Endlagerfrage neu eröffnet worden, da nun bekannt sei, über wie viel Atommüll insgesamt geredet werde. „Alle Bundesländer haben zugestimmt. Deshalb muss man jetzt nicht nur protestieren, sondern auch zusehen, dass es gemacht wird“, fügte Kretschmann hinzu.
Atomkraftgegner fordern den sofortigen Baustopp in Gorleben, denn rund um die Uhr werden dort weiter Fakten geschaffen – obwohl der Salzstock nachweislich ungeeignet ist. Zudem ist der Atomausstieg ein halbherziger, der mit jedem Tag weiteren Atommüll produzieren lässt.
„Die Proteste werden anhalten, bis Gorleben vom Tisch ist und das letzte Atomkraftwerk stillgelegt!“, so Jan Becker von contrAtom. „Die Wahrheit des deutschen Atomausstiegs ist der reibungslose Weiterbetrieb von neun Meilern für teilweise zehn Jahre und die Weitererkundung in Gorleben. Zudem findet in Gronau der Ausbau der Urananreicherung statt. Auch dagegen richten sich unsere Proteste.“
„Kretschmann macht den Trittin“, so Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Der Grüne Jürgen Trittin hatte nach seinem Amtsantritt als Umweltminister im Kabinettt Schröder/Fischer eine ähnliche Position vertreten und den Grünen gar eine Teilnahme am Protest untersagen wollen. „Kann es sein, dass sich bis Baden-Württemberg nicht herum gesprochen hat, dass die Strahlenwerte im Castor-Lager überhöht sind und dass in Gorleben täglich beim weiteren Ausbau des Bergwerks Fakten geschaffen werden?“, fragt BI-Sprecher Ehmke.
Über die Töne von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten wundern sich die Atomkraftgegner, rufen doch Bündnis 90/Die Grünen dazu auf, ins Wendland zu kommen und an der Demonstration am 26.11. teilzunehmen. Allerdings waren kürzlich auch schon Stimmen laut geworden, Gorleben nicht aus dem Pool der möglichen Endlager-Standorte zu nehmen.
„Kretschmann und Gefolge sollten sich die nächsten taktischen Schritte sehr gut überlegen“, warnt Becker. „Denn ein schwarz/gelb/grünes Festhalten an Gorleben wird den Konflikt um die Atomenergie nicht befrieden. Offenbar akzeptiert Kretschmann zudem die Manipulation um die Grenzwertüberschreitungen im Zwischenlager Gorleben.“
- Gorleben soll leben: Es kommt auf jede/n an!
14. November 2011 – Breites Bündnis ruft zu Gorleben-Protesten auf: Großdemonstration am 26. November in Dannenberg – Aktionen entlang der ganzen Castor-Transportstrecke – Kein Vertrauen in neue Endlager-Suche
- Mehrheit der Bevölkerung ist gegen Castor
20. November 2011 – 68 Prozent der Deutschen halten den diesjährigen Castortransport für unverantwortlich. Ihrer Meinung nach ist der Streit um die Strahlenmessungen am Zwischenlager in Gorleben nicht hinreichend geklärt, um der Einlagerung weiterer Castoren zuzustimmen. Dies ergab eine repräsentative Meinungsumfrage von TNS Emnid im Auftrag von Greenpeace.
- Atomausstieg? Die Wahrheit
Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Die Wahrheit zum deutschen Atomausstieg in 23 Teilen, denn es geht schneller, es gibt keine Entsorgungslösung, Tag für Tag ereignen sich Störfälle und die Brennstoffindustrie in Deutschland wird sogar ausgebaut.
Quelle (Auszug): boulevard-baden.de; 24.11.2011