RWE: Neuer Chef – alte Informationspolitik?
Der AKW-Betreiber Vattenfall ist für seine Intransparenz bekannt. Im Zusammenhang mit Störfällen wird eher mal ein Detail verschwiegen, als der Öffentlichkeit die Wahrheit zu berichten. RWE eifert dem Konzern nun offenbar nach, den Informationen zu einem jüngsten Vorfall im AKW Biblis gibt es auf der Webseite des Energiekonzerns nicht. Die Ära des RWE-Chefs und Atom-Fans Grossmann ist fast vorbei, setzt der künftige Chef nun schonmal Akzente?
In der Regel veröffentlicht RWE Informationen zum Standort Biblis auf der Webseite der RWE Power AG, Presse/Betriebsinformationen. Dass der Konzern den Sport fördert, Spiele ausrichtet und Nachwuchsforscher unterstützt ist natürlich keine schlechte Sache. Dass aber in diesem Jahr bislang keine Berichterstattung über meldepflichtige Ereignisse im Atomkraftwerk Biblis stattfindet, drängt die Frage auf: warum nicht?
Am 30.03.2012 musste RWE dem hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ein Vorkommnis melden: Bei einer Wiederkehrenden Prüfung gemäß Wartungshandbuch im Rahmen einer Funktionsprüfung der Umschaltautomatik der Block B Notstandsschaltanlage kam es zu einer nicht Wiedereinschaltung der blockeigenen Spannungsversorgung, weil ein Motorschutzschalter ausgelöst hatte. Der Störfall wurde vorerst mit INES 0 bewertet. Eine abschließende Bewertung auch hinsichtlich der Einstufung wird allerdings erst nach weiteren Untersuchungen und durch Hinzuziehung des TÜV SÜD vorgenommen.
Der für sein Atom-Engagement bekannte RWE-Chef Grossmann wird zum 30.06.2012 seinen Vorstandsposten räumen, sein Nachfolger soll der derzeitige Chef des niederländischen Energieversorgers Essent, Peter Terium werden. Essent wurde 2009 von RWE aufgekauft und ist am einzigen niederländischen AKW Borssele beteiligt.
„Offenbar ist auch nach der Abschaltung der Anlagen in Biblis die Geheimnistuerei um Störfälle immer noch Gesetz. RWE wird dem eigenen Motto ‚voRWEgehen‘ nicht gerecht, wenn es schon in der Informationsvermittlung gegenüber der Öffentlichkeit mangelt. Für den Rückbau der Anlagen braucht es Vertrauen, denn es geht schließlich um die Entsorgung von tausenden Tonnen Atommüll. Nach dem Ende der Ära Grossmann sollte RWE Vorreiter in der Energiewende werden, und keine ‚Rolle Rückwärts‘ in Sachen Atompolitik machen. Dazu gehört auch Transparenz“, so Aktivisten von contrAtom.
- Jürgen Großmann: Ein Atom-Saurier geht – endlich
27. Dezember 2011 – “Kernenergie ist ein Fels in der Brandung”, Jürgen Großmann – ein glühender Verfechter der Atomenergie verlässt seinen Posten bei RWE. Der Vorstandsvorsitzende hält auch nach Fukuhsima an der Katastrophentechnologie fest und forcierte nach dem Aus in Deutschland den Bau von AKW im Ausland. Atomkraftgegner fordern, dass mit Grossmann auch diese Pläne Geschichte sind.
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 21: Schmieren, lügen, tricksen
26. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. In der Atomkraft bestimmten Schmiergeldzahlungen an Wissenschaftler, Beamte und Politiker oder Großanzeigen in den Medien die Vergangenheit. Das wird sich durch den Deutschen “Konsens” nicht geändert haben.
Quellen (Auszug): rwe-power.de, de.wikipedia.org, sueddeutsche.de; 02.04.2012