Atommülldebatte statt Langzeit-Atommülllager in Biblis
Biblis bekommt ein „Langzeit-Atommülllager“, möglicherweise müssen sogar weitere Zwischenlagerhallen an AKW-Standorten gebaut werden. Grund ist die verzögerte Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad, in das nach Plänen der Betreiber alle Abrissabfälle eingelagert werden sollen. Atomkraftgegner warnen: Schacht Konrad ist nicht sicher – was es braucht ist eine umfassende Atommülldebatte, keine Langzeitlager!
Beim „Kraftwerksgespräch“ im stillgelegten AKW Biblis sagte Landrat Matthias Wilkes (CDU) laut nh24.de, das Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle wird wohl länger in Betrieb bleiben, als es die Menschen in Südhessen wollen. Das Entsorgungskonzept der Bundesregierung sei „wenig glaubwürdig“. Der scheidende Kraftwerksleiter Hartmut Lauer übertraf diese Prophezeiung: Man müsse wegen den großen Mengen Abrissabfälle in den kommenden Jahren eventuell sogar ein zweites Zwischenlager bauen. „Darüber ist noch keine Entscheidung getroffen aber aus Gründen der Vorsorge müssen wir das prüfen“, so Lauer.
Als Argument führen die AKW-Betreiber die Verzögerung bei der Inbetriebnahme des bereits genehmigten Atommüllendlager Schacht Konrad an. Zudem seien sie vom Atomausstieg überrascht worden, so dass nun Entsorgungskapazitäten fehlen.
- Im November 2011 war die Genehmigung für das Castor-Lager am AKW Biblis bereits verlängert worden: bis 2046 dürfen die Behälter nun dort stehen. Ein bundesweiter Trend an allen Standorten, der die Misere um die Entsorgung verdeutlicht: es gibt keinen Plan, deswegen spielen die Verantwortlichen auf Zeit.
Atomkraftgegner warnen:
„Schacht Konrad ist nicht geeignet für eine Langzeitlagerung von hunderttausenden Tonnen Atommüll. Kürzlich ist bekannt geworden, dass das Bergwerk genau wie die Asse einmal absaufen wird. Konrad ist nicht die sicherste, sondern die billigste Lösung für den AKW-Müll“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir warnen vor überhasteten Schritten, die am Ende dramatische Fakten schaffen. Deutschland braucht kein Endlager, keine neuen Zwischenlager und auch kein Endlagersuchgesetz – sondern erstmal eine umfassende Debatte über die künftige Entsorgung des jahrtausende strahlenden Abfalls. Dabei müssen aus Fehlern wie der Asse und Gorleben gelernt werden.“
- Im Schatten des Castors: Zwischenlager Biblis verlängert
24. November 2011 – Für 40 Jahre ab der letzten Einlagerung wird das Standortzwischenlager am Atomkraftwerk Biblis erhalten bleiben. Im Schatten des Castortransports nach Gorleben hat das Regierungspräsidium Darmstadt die Atommüllhalle bis 2046 genehmigt. Atomkraftgegner werfen dem Betreiber RWE unverantwortliches Handeln beim Rückbau vor und fürchten ein Defacto Endlager am AKW.
- Reichlich Gemeinsamkeiten zwischen ASSE II und KONRAD
22. Juni 2012 – Auch dem einzigen genehmigten Atommüllendlager Deutschlands, Schacht Konrad, droht das Ersaufen. Es gibt ähnliche Probleme wie in dem havarierten Bergwerk Asse-II, so Geochemiker Dr. Ralf Krupp. Er widerspricht damit Äußerungen von Niedersachsens Umweltminister Birkner, der keine Zweifel an der Sicherheit von Konrad hat.
- Kinder haften für ihre Eltern: Birkner für schnelle Atommülleinlagerung in Schacht Konrad
8. Juni 2012 – “Hier wurde ein Zug aufs Gleis gesetzt, und der fährt jetzt”. Der niedersächsische Umweltminister Stefan Birkner (FDP) geht davon aus, dass das neue Atomendlager Schacht Konrad im Jahr 2019 in Betrieb geht. Atomkraftgegner warnen vor den nächsten dramatischen Fehlern, die durch vorschnelles Handeln erzeugt werden. Aus dem havarierten Endlager Asse-2 muss gelernt werden, dass das Verbuddeln von Atommüll keine sichere Entsorgungslösung ist.
- Atommüll aus dem AKW Biblis: Gift für Generationen
17. Mai 2011 – Gift für Generationen: hr-online.de hat eine Bilanz über den Atommüll aus den beiden Atomreaktoren Biblis aufgestellt. Seit 1974 hat das Atomkraftwerk mehr als 500 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Profitiert haben davon tausende Beschäftigte des Kraftwerks, zahlreiche Unternehmen in der Region und die Bürger der Gemeinde Biblis. Für den Betreiber RWE und für die Staatskasse war es sicherlich nicht minder profitabel. Die Quittung kommt noch: Tausende Tonnen radioaktiven Abfalls warten auf ihre Endlagerung.
Quellen (Auszug): rwe.com, nh24.de; 26.06.2012