Indien: Eskalation um AKW Kudankulam – ein Toter
Die Proteste um das indische Atomkraftwerk Kudankulam eskalieren: 20.000 Atomkraftgegnerinnen hatten seit vorgestern die Zufahrten belagert und dort teilweise auch übernachtet. Die Polizei reagierte erneut mit Schlagstöcken, Tränengas und sogar scharfer Munition. Es hat nach Angaben von Aktivisten einen Toten gegeben. Indische Bauvorhaben werden auch mit deutschen Geldern finanziert. Atomkraftgegner fordern die Bundesregierung auf, sofort zu intervenieren und finanzielle Zusagen zu stornieren!
Nach Angaben von Aktivisten habe die Polizei die friedliche Menge gestern mit Schlagstöcken und Tränengasgranaten angegriffen. Einige mussten sich ins angrenzende Meer flüchten. Beim Einsatz von scharfer Munition hätten laut eines Sprechers der Demonstraten Sicherheitskräfte einen Menschen erschossen. Gegen diese Übergriffe protestierten BewohnerInnen der umliegenden Ortschaften mit Eisenbahn- und Straßenblockaden. Bei einer solchen Blockade erschoss die Polizei „in Notwehr“ einen 44jährigen Fischer. Erst im April 2011 hatte es einen Toten gegeben.
Die aktuellen Proteste richten sich gegen die Anlieferung der Reaktoren mit Brennstoff.
- Weitere Informationen: www.dianuke.org
- Video-Bericht
- Englischer Bericht zu den Ereignissen
AKW-GegenerInnen in Frankfurt/Main werden am 29. September 2012 vor dem indischen Konsulat protestieren. Denn auch Deutschland hilft mit Hermesbürgschaften in aller Welt dem weiteren Ausbau der Atomkraft. Die Bundesregierung hat auf Anfrage der Abgeordneten Ute Koczy mitgeteilt, dass sie „grundsätzlich bereit“ ist, Bürgschaften im Zusammenhang mit den Atomkraftwerk Jaitapur, einem weiteren umstrittenen Bauprojekt, in Indien zu übernehmen. Auch dieses AKW ist hoch umstritten, da es in einer Erdbeben-Hochrisikozone liegt, Indien den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet hat und die erbitterten Proteste der Bevölkerung mit Polizeigewalt unterdrückt werden.
- Atomkraftgegner fordern von der deutschen Bundesregierung sofortige Intervention: der indische Staat muss die Verhältnismässigkeit gegenüber des friedlichen Protests wahren! Zudem müssen Zusagen für finanzielle Absicherungen für AKW-Projekte sofort storniert werden!
httpv://www.youtube.com/watch?v=k_VMz1WFDlQ
- Indien: Ausnahmezustand in Kudankulam
20. März 2012 – Die Regierung des indischen Bundesstaats Tamil Nadu hat beschlossen, den Bau des Atomkraftwerkes Kudankulam, der wegen Massenprotesten der Einwohner auf Eis gelegt worden war, wieder aufzunehmen. 20.000 Menschen beteiligen sich an einer Demonstration vor dem Reaktor.
- Indien: Polizei erschießt Anti-Atom-Aktivisten
19. April 2011 – Die indische Polizei hat bei Protesten gegen den Bau eines Atomkraftwerks des französischen Konzerns Areva in Jaitapur an der Westküste einen 30-jährigen Demonstranten erschossen.