Chinas AKW brauchen Milliarden-Summen für Sicherheit

Nicht nur in Europa sind die Ergebnisse der Untersuchungen nach Fukushima eklatant: Bis 2015 müssen fast 10 Milliarden Euro in die Sicherheit der chinesischen Atomkraftwerke investiert werden, um internationale Standards zu erreichen.

In China werden derzeit 16 Atomreaktoren betrieben, 26 Blöcke befinden sich in Bau – soviele wie sonst nirgends auf der Welt. Atomkraft hat einen Anteil von nicht mal zwei Prozent an der Gesamtstromproduktion.

In allen Reaktoren sind laut eines staatlichen Berichtes erhebliche Mängel attestiert worden, die milliardenschwere Investitionen nötig machen, um internationale Sicherheitsstandarts zu erreichen. Bis 2015 müssten etwa 80 Milliarden Yuan (9,7 Milliarden Euro) in die Hand genommen werden, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Umweltschutzministeriums.

Zudem sollen alte Atomkraftwerke sollten früher stillgelegt werden. „Alt“ ist im Vergleich zum Rest der Welt aber relativ, denn der älteste in Betrieb befindliche Reaktor befindet sich seit 1991 in Qinshan. Darüber hinaus soll der Zugang zu Informationen erleichtert und der Umgang mit Atommüll verbessert werden. Derzeit gibt es kein Endlager für hochaktive Abfälle. Die gegenwärtige Situation gebe „keinen Anlass zu Optimismus“: die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, „China hat mehrere Arten von Kernreaktoren, mehrere Technologien und mehrere Sicherheitsstandards, weswegen sie schwer zu handhaben sind“.

Im März 2011 hatte der Volkskongress einen beschleunigten Ausbau der Atomenergie beschlossen: in den kommenden zwei Jahrzehnten sollen „bis zu 100 Atomkraftwerke“ gebaut werden. Aufgrund des deutschen Atomausstiegs warb China sogar deutsche Fachkräfte an. Nach dem Unglück in der japanischen Fukushima-Anlage im März 2011 verhängte sie ein Moratorium über den Bau weiterer AKW und ordnete eine Sicherheitsüberprüfung der bestehenden 41 Kraftwerke an. Ab wann neue Kernkraftwerke genehmigt werden sollen, wurde in dem aktuellen Ministeriumsbericht nicht erwähnt.

Neben dem massiven Ausbau der Atomenergie werden aber auch die erneuerbaren Energien gefördert. Noch 2011 wurde der Ausbau der Atomenergie in der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Die breite Masse im Milliardenreich ist sich der Risiken und Folgen von Radioaktivität nicht bewusst. Und das soll sie auch nicht; eine öffentliche Debatte über die Folgen des Unfalls von Fukushima käme der chinesischen Regierung nicht sehr gelegen.

Im März 2012 war die Sicherheitsüberprüfung aller Atomkraftwerke abgeschlossen, ein Ende des vorübergehenden Moratoriums und ein beschleunigter Neubau von Atomkraftwerken wurden angekündigt. China zielt darauf, weltweit größter Exporteur von Atomstrom zu werden.

2011 sind zwar noch drei Atomreaktoren fertig gebaut worden, seitdem wurde aber mit keinem weiteren Neubau begonnen. 2012 wurde in Frage gestellt, ob die anvisierten Neubaupläne (80 GW bis 2020) erreicht werden können. Zudem sinkt nach neueren Umfragen die Zustimmung der Bevölkerung zur Atomkraft. Aufgrund von Protesten haben sich die Baupläne von drei Reaktoren verzögert.

China plant, verglaste hochaktive Abfälle in einem zukünftigen geologischen Aufbewahrungslager in rund 500 m Tiefe zu entsorgen. Standortwahl und Auswertung wurden im Jahr 1986 initiiert und konzentrierten sich auf drei Standorte in Granitgestein im Beishan-Gebiet der Gansu Provinz. Die Festlegung auf einen Standort wird in 2020 erwartet. Ein unterirdisches Forschungslabor soll zwischen 2015 und 2020 gebaut und 20 Jahre lang betrieben werden.

China lagert abgebrannte Brennelemente bislang in regionalen Zwischenlagern. Außerdem wird der Atommüll wiederaufbereitet. Für die Aufbewahrungslagerung von hoch radioaktivem Müll strebt das Land eine unterirdische Lösung an. In den 1980er Jahren fand eine erste Standortbewertung statt. Ein Standort in der Wüste Gobi scheint derzeit am wahrscheinlichsten. Das Gestein, in dem der Müll versenkt werden könnte, ist Granit. Der aktuelle Stand ist unbekannt.

Quellen (Auszug): de.reuters.com, de.wikipedia.org; 17.10.2012; Dieter Kaufmann, 15.10.2012