Süddeutschland: Nicht Gas- sondern Atomkraftwerke stilllegen!
Eon als Deutschlands größter Stromproduzent klagt über verlustbringende Kraftwerksüberkapazitäten: Einzelne Gaskraftwerke hätten es in diesem Jahr auf noch keine fünf Betriebstage gebracht – und sollen nun so lange stillgelegt werden, bis wieder Bedarf entsteht. Atomkraftgegner fordern stattdessen die Stilllegung von Atomkraftwerken.
Eon plant die Stilllegung mehrere Gaskraftwerke wenigstens so lange, bis durch das Abschalten von Atomkraftwerken wieder Bedarf für die Kraftwerke besteht. Insgesamt handelt es sich um 1,5 bis 2,7 Gigawatt Kraftwerkskapazität, u.a. aus den Anlagen Irsching und Staudinger. Drei Betreiber der Anlage Irsching sprechen von „Kostengründen“ und einer Stilllegung von „ein bis zwei Jahren“. Besonders prekär ist die Situation um Block 5, der erst 2010 ans Netz gegangen ist. Die betroffenen zwei weiteren Blöcke wurden 1974 (Irsching 3) bzw. 1977 (Staudinger 4) in Betrieb genommen.
„Es ist abstrus, wenn jetzt das nagelneue Gaskraftwerk für die Zeit stillgelegt werden soll, bis 2015 endlich Grafenrheinfeld abgeschaltet wird“, erklärte der Energieexperte der Landtags-Grünen in Bayern, Ludwig Hartmann, am Donnerstag.
Raimund Kamm vom „FORUM“, das sich für die Stilllegung des AKW Gundremmingen engagiert, verweist auf zwei weitere Gaskraftwerke, deren Stilllegung im Gespräch sei: Franken 1 und 2 bei Nürnberg. Insgesamt stünden so 2,7 Gigawatt Energie aus Gaskraftwerken nicht mehr zur Verfügung.
„Deutschlands größtes und gefährlichstes Kernkraftwerk, das AKW Gundremmingen, hat 2,6 Gigawatt“, so Kamm. „Wer verantwortungsbewusst ist, legt diese Atomkraftwerke schnellstmöglich still. Die gefährlichsten zuerst.“
Tag für Tag bedrohen auch süddeutsche AKW nach einem Großunfall oder einem Anschlag hunderttausende Menschen. Ganze Landkreise können unbewohnbar werden. Und Tag für Tag wird tödlich strahlender Atommüll erzeugt, für den es keine Entsorgung gibt. Blieben die Gaskraftwerke am Netz, könnten mindestens zwei Atomreaktoren vom Netz.
„Hier regiert mal wieder allein das Geld, denn die alten Meiler sind Gelddruckmaschinen“, attestiert Jan Becker von contrAtom. „Der Stresstest hat zahlreiche Sicherheitsmängel in allen deutschen Atomkraftwerke bescheinigt. Die Politik muss jetzt Handeln und diese E.ON-Praktik verhindern! So kann auch der mehrheitlich in Deutschland gewollte Atomausstieg noch schneller gelingen.“
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- Bundeswirtschaftsministerium plant “schnelle Gesetzesänderungen” für Versorgungssicherheit
15. September 2012 – Wegen anhaltender “Blackout-Gefahr” droht die Bundesregierung Energiekonzernen mit einem “Abschalt-Moratorium” für Gas- und Kohlekraftwerke. Wegen steigendem Anteil Erneuerbarer Energien und dadurch sinkenden Strompreisen an der Börse könnten Alt-Anlagen in Kürze vom Netz genommen werden. Atomkraftgegner warnen in diesem Zusammenhang vor einem Rütteln am Atomausstieg.
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24. April 2012 – Als im März 2011 acht alte Atomkraftwerke endgültig stillgelegt wurden, warnte die Atomlobby vor flächendeckenden Stromausfällen. Elektrizität müsse aus französischen und unsicheren tschechischen AKW zugekauft werden, um den Bedarf zu decken. Die Jahresbilanz zeigt: alles Lüge! Deutschland bleibt Stromexporteur.
Quellen (Auszug): dpa, atommuell-lager.de; 06.12.2012