Ältester spanischer Reaktor vorzeitig stillgelegt!
Das älteste Atomkraftwerk in Spanien ist in der Nacht zum Montag für immer abgeschaltet worden. Der Fukushima-baugleiche Meiler Santa María de Garoña sei laut Betreiber Nuclenor „vorzeitig“ stillgelegt worden.
Der Betreiber der Anlage im Norden Spaniens begründete die Entscheidung mit einer geplanten neuen Energiesteuer, die am 1. Januar 2013 in Kraft treten soll. Die neue Abgabe würde für das Kraftwerk zusätzliche Kosten in Höhe von 153 Millionen Euro im Jahr bedeuten und der Weiterbetrieb nicht mehr rentabel.
Der Meiler ist mit 41 Jahren das Älteste und auch leistungmäßig das Kleinste im Land und deutlich älter als die europäischen AKW im Durchschnitt. Eigentlich war die Betriebsgenehmigung sogar schon 2011 ausgelaufen, doch die damalige spanische Regierung hatte die Laufzeit um zwei Jahre bis Juli 2013 verlängert. Die jetzige Regierung hatte wiederholt für eine weitere Verlängerung bis 2019 plädiert.
- Im September 2012 war noch von einem Betrieb bis Juli 2013 ausgegangen worden.
Der Reaktor von Garona ist weitgehende baugleich mit den japanischen AKW von Fukushima, die im März 2011 havarierten. Nach dem GAU hatten Atomkraftgegner immer wieder das sofortige Aus von Garona gefordert. Atomkraftgegner betonten immer wieder, dass der Reaktor keinerlei Schutz vor Flugzeugabstürzen besitze. Auch gegen Flutwellen aus einem brechenden Staudamm am Oberlauf des Ebros sei er praktisch nicht geschützt – was auch für andere Atomkraftwerke gilt. Der Fund von Rissen im Reaktordruckbehälter im belgischen AKW Doel könnte ein weiterer Grund für die Aufgabe von Garona sein, denn hier ist ein Behälter des gleichen Fabrikats mit möglicherweise den gleichen Fehlern verbaut. Auch sind Notkühlprobleme seit den 1970er Jahren bekannt.
In Spanien sind damit noch sieben Reaktoren an fünf Standorten in Betrieb. Die Atomkraft deckt damit etwa ein Fünftel des Stromverbrauchs. In den vergangenen Monaten haben sich zwei INES 1-Störfälle ereignet: am 4. Dezember im Atomkraftwerk Vandellós II, als Ventile, die sich zwischen Messinstrumenten und Rohren unterschiedlicher Sicherheitssystemen befinden, nicht vollständig geschlossen hatten. Einen Monat davor musste das AKW Ascó II einen Störfall der INES-Kategorie 1 melden.
Weltweit sind mit der aktuellen Stilllegung in Spanien nun noch 430 Reaktoren am Netz – nach Berechnungen des Atomkritikers Mycle Schneider. Die Internationale Atomenergie-Agentur beziffert 436, wobei zum Beispiel auch zwei Meiler in Fukushima mitgezählt werden, die vermutlich nicht wieder in Betrieb genommen werden.
- Spanisches AKW “verliert” Atommüll
28. November 2012 – Genau fünf Jahre nach einem schweren Störfall meldet das spanische Atomkraftwerk Asco den “Verlust” von Atommüll. Mehr als 200 radioaktive Gegenstände seien verloren gegangen, ein Sanktionsverfahren wurde eingeleitet.
- Spanischer Uralt-Reaktor vor dem Aus
11. September 2012 – Das älteste Atomkraftwerk in Spanien steht vor dem endgültigen Aus. Es hätte eigentlich schon 2011 vom Netz gehen sollen, nun wurde auf eine Laufzeitverlängerung verzichtet. Damit muss der Meiler im Juli 2013 vom Netz. Atomkraftgegner feiern den Erfolg eines jahrzehntelangen Kampfes.
- Belgien / Spanien: Laufzeitverlängerung für alte AKW
5. Juli 2012 – Die Ergebnisse der europäischen “Stresstests” sind wenige Wochen alt, belegen erhebliche Defizite – und die Betreiber schaffen Fakten: die Betriebszeiten der ältesten Atomkraftwerke in Belgien und Spanien sind verlängert worden. Atomkraftgegner warnen vor einem Spiel mit dem Feuer: Europa spekuliert auf ein eigenes Fukushima.
Quelle (Auszug): dpa, 17.12.2012