Tschechien: AKW lohnt sich nur mit staatlicher Hilfe
Der tschechische Stromkonzern CEZ fordert von der Politik einen garantierten Mindestpreis für Atomstrom. Am umstrittenen Standort Temelin sollen zwei weitere Meiler gebaut werden. Auch in Tschechien ist Atomstrom nur noch mit staatlicher Hilfe überlebensfähig – und keineswegs mehr zeitgemäß.
„Es ist eine schwerwiegende Entscheidung, in neue Atomanlagen zu investieren“, erklärte CEZ-Generaldirektor Daniel Benes der Zeitung „Hospodarske Noviny“. Daher müsse die Rendite stimmen. Mit der Prager Regierung verhandele er momentan über einen gerantierten Mindestpreis für Atomstrom, der ab 2025 in Temelin produziert werden könnte. Am Ende muss also der Stormkunde nicht nur das Risiko neuer Reaktoren, sondern auch höhere Strompreise tragen.
Der Mythos vom billigen Atomstrom ist Geschichte – das Ammenmärchen ist entlarvt. Atomkraftwerke sind allein durch staatliche Subventionen überhaupt zu realisieren. Erneuerbare Energien sorgen in Deutschland für sinkende Strompreise, deswegen sollte auch Tschechien langfristig auf Sonne, Wind und Wasserkraft setzen. Heute noch für Atomstrom, der vielleicht in 2025 produziert wird, Abnahmegarantien zu verprechen, ist absurd und keineswegs zeitgemäß.
„Am Standort Temelin darf kein neues Atomkraftwerk entstehen!“, fordert contrAtom. „Atomkraft ist eine Dinosauriertechnologie, sie ist gefährlich, teuer und hinterlässt Jahrtausende strahlenden Müll.“
- “Zu teuer”: Weltgrößter AKW-Ausrüster verabschiedet sich von Atomkraft
2. August 2012 – Einer der größten Ausrüster für Atomkraftwerke in aller Welt verabschiedet sich von der Technologie. Man könne irgendwann die wirtschaftliche Seite “einfach nicht mehr ignorieren”, denn Atomkraft würde durch staatliche Subventionen billig gehalten, so der Chef des amerikanischen Unternehmens General Electric. Atomkraftwerke werden von anderen Energieformen verdrängt – nicht aus Idealismus, sondern wegen der Kosten.
- Der Neubau von Atomkraftwerken ist ein höchst riskantes Spiel
22. April 2012 – Es ist nicht nur die ungelöste Entsorgung des Atommülls oder die latente Gefahr eines schweren Unfalls. Laut eines Berichts der britischen Energy Fair Group muss sich jeder, der Investitionen in neue Atomkraftwerke in Betracht zieht, mit fünf wesentlich Risikobereichen auseinandersetzen: Marktrisiko, Kostenrisiko, Subventionsrisiko, politisches Risiko und Baurisiko. Im Ergebnis ist der Neubau von Atomkraftwerken ein höchst riskantes Spiel.
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 20: Milliarden Steuergelder für die Atomenergie
23. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. In Vergessenheit geraten darf aber nicht, dass die Atomenergie ohne staatliche Subventionen gar nicht existieren könnte. Und der Abbau der Alt-Anlagen wird den Staat noch Milliarden kosten.
Quelle (Auszug): dpa; 19.12.2012