BUND-Studie zu Risiken deutscher AKW: „Sofortiger Atomausstieg muss ins Wahlprogramm der Parteien!“
Von den neun in Deutschland noch laufenden Atommeilern gehen nach wie vor enorme Risiken aus. Dies belegt eine heute vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) veröffentlichte Studie, die von der unabhängigen Atomexpertin Oda Becker erstellt worden ist.
Demnach sind die Atomkraftwerke in Grafenrheinfeld, Gundremmingen B und C, Philippsburg 2, Grohnde, Emsland und Isar 2 nicht ausreichend vor möglichen Erdbeben, die Atommeiler in Grafenrheinfeld, Gundremmingen B und C, Philippsburg 2, Grohnde, Brokdorf und Neckarwestheim 2 nicht umfassend vor Hochwasser geschützt. Hinzu kommen Risiken durch eventuelle Brände, altersbedingte Ausfälle der Sicherheitssysteme oder eine mangelnde Sicherheitskultur.
- Besonders gravierende Gefahren bestünden bei den technisch veralteten Siedewasserreaktoren in Gundremmingen.
Da dort die Brennelemente in Abklingbecken innerhalb der Reaktorgebäude gelagert würden, könne es bei einem Störfall ähnlich wie 2011 in Fukushima zu Wasserstoffexplosionen und zur Freisetzung von radioaktivem Material kommen. Sämtliche deutschen Atomkraftwerke seien außerdem nicht ausreichend mittels Notstromaggregaten gegen den Ausfall der Stromversorgung abgesichert.
„Notstromaggregate versagten im AKW Forsmark in Schweden, was 2006 dort zum Beinahe-Gau führte. Ähnliches kann auch bei deutschen Atomkraftwerken passieren, zum Beispiel in Gundremmingen und Philippsburg 2. Wir können detailliert nachweisen, dass sämtliche noch am Netz befindlichen deutschen Atommeiler nicht sicher sind. Offensichtlich haben für die Betreiber Gewinninteressen und nicht der Schutz der Bevölkerung vor Atomkatastrophen Vorrang“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.
Bis zu einer Million Euro koste die Betreiber ein einziger Tag, an dem ein abgeschaltetes AKW keinen Strom liefere. Deshalb ließen Eon, RWE und EnBW ihre Anlagen möglichst lange am Netz. Nachrüstungen würden manchmal sogar in die nächste zum Austausch der Brennelemente vorgesehene Stillstandszeit des Reaktors verschoben.
„Störfälle durch Alterung der Atomanlagen, Flugzeugabstürze oder Anschläge können auch in Deutschland jederzeit zur weiträumigen tödlichen Freisetzung von Radioaktivität führen. Und was macht die Bundesregierung? Sie missachtet ihre grundgesetzliche Schutzpflicht für die Bevölkerung und handelt nicht. Das kann und darf nicht akzeptiert werden. Der sofortige Atomausstieg gehört in die Bundestagswahlprogramme aller Parteien“, sagte Weiger.
Die Energiewende dürfe nicht aus wahltaktischen Gründen zerredet werden, sagte der BUND-Vorsitzende.
„Insbesondere Kanzlerin Angela Merkel muss die erfolgreiche Fortsetzung des Umbaus unserer Energieversorgung zu einem Hauptthema ihrer Wahlveranstaltungen machen“, sagte Weiger.
Zu den Hauptmotiven für den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung gehörten die Gefahren der Atomenergie, so der BUND-Vorsitzende. Eine verantwortungsvolle Politik müsse einen deutlich schnelleren als den bislang geplanten Atomausstieg zum Ziel haben. Anlässlich des zweiten Jahrestages der Reaktor-Katastrophe von Fukushima würden am kommenden Wochenende deshalb erneut tausende Demonstranten am AKW Grohnde in Niedersachsen, am AKW Gundremmingen in Bayern, am AKW Neckarwestheim in Baden-Württemberg und an der Uranfabrik Gronau in Nordrhein-Westfalen auf die Straße gehen.
- BUND legt Maßnahmenkatalog zum Sofortausstieg aus der Atomenergie vor
13. April 2011 – Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich ihrer für den 15.04.2011 anberaumten Konferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert, die richtigen Entscheidungen für eine beschleunigte Energiewende zu treffen. Lediglich einige der ältesten und gefährlichsten Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten und andere Risikomeiler weiterlaufen zu lassen sei die falsche Antwort auf die atomare Katastrophe in Japan, so der BUND in einer Pressemitteilung.
- Atomausstieg bis 2015, Kohleausstieg bis 2040: Greenpeace legt Plan für Energiewende vor
12. April 2011 – Der Atomausstieg kann nach Berechnungen von Greenpeace geordnet bis 2015 und ein Ausstieg aus klimaschädlicher Kohle bis 2040 umgesetzt werden. Das geht aus einem Fahrplan für die Energiewende hervor, den die unabhängige Umweltschutzorganisation heute kurz vor dem Energiegipfel von Bundesregierung und Bundesländern in Berlin präsentiert. Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, den schnellen Atomausstieg, konsequenten Klimaschutz und eine vollständigen Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2050 in ihrem Energiekonzept zu verankern.
Quelle: bund.net; 06.03.2013